Die Handball-Geschichte von Jürgen Seuß und Peter Eisenbacher
aus dem 100-Jahr-Buch des TV Eibach 03 (Stand 2003)
Die EntstehungDas Handballspiel in seiner heutigen Form hat eine überaus bewegte Vergangenheit. Allein die Tatsache, dass der Mensch mit den Händen zu allen Zeiten geschickter umzugehen wusste als mit dem Fuß, lässt die Behauptung bekannter Spielforscher durchaus glaubhaft erscheinen, wonach Handball viel früher gespielt wurde als Fußball. Über den "Raffball", den "Königsberger Ball" und den "Torball" wurde als Vorbereitung für die Winterrunde 1917/18 am 29. Oktober 1917 die Umbenennung in "Handball" mit festgelegten Spielregeln vorgenommen. 1928 wurde in Amsterdam anlässlich der Olympischen Spiele die Internationale Amateur Handball Federation (IAHF) gegründet. Der Siegeszug des Feldhandballs wurde vom TV Eibach 03 durch Gründung einer eigenen Handballmannschaft im Jahr 1931 unterstützt. |
Der Anfang
Nach gefundenen Aufzeichnungen muss es Ludwig Estelmann als Gründer und Spielwart der jungen Handballabteilung gewesen sein, der mit großem Engagement dazu beitrug, dass bis zur Zwangspause durch den 2. Weltkrieg die "erste Mannschaft" zweimal Gruppensieger wurde und jeweils in die nächsthöhere Gruppe aufstieg.
Männermannschaft 1932
v.l.: Ludwig Estelmann, ???????? , Willi Dauscher, Felix Sebastian, Wolfgang Albrecht, Georg Fechter, Wastl Maurer, Leonhard Fechter, Max Huscher, Georg Kohlbauer, Hans Klein, Konrad Gundl
Gedenken möchten wir hier den Handballern, die nicht mehr aus dem Krieg zurück kamen, als auch denjenigen, die seit Gründung der Abteilung verstorben sind.
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Nach dem Krieg, im Jahr 1946, versammelte Alfons Schurr erfahrene Spieler (Überlebende und Kriegsheimkehrer) und junge sportbegeisterte Eibacher Heißsporne zum ersten Training am Sportplatz an der Mittagstraße.
Viel Idealismus war gefragt. Zu den Heimspielen musste beim Schreiner Buchhauser "Sächschpäh zum Platzschtreia" geholt werden. Für eine Mannschaft waren meist nur 10 Trikots vorhanden, deshalb konnte nur im fliegenden Wechsel das „Leibchen“ an den Auswechselspieler übergeben werden. Da sanitäre Einrichtungen nicht immer verfügbar waren oder man von den Zuschauern der Heimmannschaft vertrieben wurde (weil Eibach das Spiel einfach so gewann), ist dann der nötige Reinigungsstopp eben mal an einem Bach oder auch an der Autobahn-Raststätte Feucht eingelegt worden.
Zu den Auswärtsspielen fuhr man damals mit dem Zug oder per Fahrrad. Manchmal wurde auch der Opel Olympia Kombi von Willi Dauscher mit 12! Personen beladen.
Vurschlach
Auch das Gesellige kam bei den Eibacher Handballern nicht zu kurz. Bis ein eigenes Vereinsheim 1953 im früheren Rednitzbad entstand, wurden die wöchentlichen Spielersitzungen und das monatliche "Vurschlach" (Vorschlag = Unterhaltung, Singen, geselliges Beisammensein) beim "Kettlein", den späteren Gasthof zum Gelben Löwen abgehalten. Ach ja, der Gelbe Löwe. Es gibt ihn schon lange nicht mehr. Aber für die Handballer ist er nach wie vor der Abfahrtstreffpunkt für Jugend- und Männermannschaften zu den Auswärtsspielen.
Musikanten herbei
Zum großen Glück für die Eibacher Ballwerfer gab es in jeder Generation mindestens Einen, der nicht nur geschickt mit dem Ball umgehen, sondern auch ein Musikinstrument spielen konnte. Diese Sportfreunde zeigten dann bei verlängerten Spielersitzungen, bei den An- und Abreisen zu Turnieren, Ausflügen und Grillfesten nicht nur ihr Können am Ball sondern auch mit Instrument und Stimme. Als Urgestein der "Nämbercher Liedla" und "fränkischer Schnaderhüpferl" sei stellvertretend für alle Gitarrenzupfer und Musikanten unser alter, ewig junger "Girgl", Sportkamerad Willi Bloß genannt.
Der Dauscher’s Beck
Natürlich haben die Handballer auch eine sportlich bewegte und interessante Vergangenheit.
Für viele gute, wichtige, aber auch interessante (Spieler)-Persönlichkeiten der Eibacher soll folgende Episode stehen:
Der Dauscher’s Beck war verletzt und konnte nur mit einem Sportschuh und einem Socken zum Punktspiel in Roßtal antreten. Das Laufen viel ihm schwer. Auf sein Anraten mussten die restlichen Sportkameraden nach Ballbesitz so lange spielen, bis er zum gegnerischen Kreis gehumpelt war und sollten sich dann faulen lassen. Von 11 daraus resultierenden Freiwürfen konnte er aus dem Stand 10 sicher verwandeln. Zum großen Ärger von Roßtal wurde das Spiel auch noch von Eibach gewonnen.
Jugend damals und heute
Da ohne Jugendarbeit kein eigener Nachwuchs für die Männermannschaften entstehen kann, haben 1950 Karl Wölfel und seine Frau Hedwig mit viel Initiative eine Jugendmannschaft gegründet: M.Amonn, H.Baumann, G. und H.Buchhauser, R.Dilling, S.Elsterer, G.Ernst, G.Haßler, Kh.Hauenstein, G.Hermann, M.Liegel, H.Meier, R.Schregle, W.Schroll, W.Schwarm, H.Singer und H.Zwingel waren die Jugendlichen der ersten Stunde.
Neben dem Training und dem Punktspielbetrieb wurden damals und werden noch heute mit viel Eigeninitiative der Jugendbetreuer, von Wölfels über Kurt Holzapfel, Thomas Arnold, Peter Eisenbacher, Frank Czorniuk und Georg Völkel sowie den Eltern der jeweiligen Jugendspieler gemeinsame Ausflüge, Disco-Abende veranstaltet, als auch internationale Turniere in Spanien und Dänemark besucht. Der dadurch gewonnene Zusammenhalt flößte den Gegnern immer wieder Respekt ein und ließ unsere Jugend in der Spielzeit 1996/1997 bis in die höchste Spielklasse für A-Jugendliche, die Bayerische Oberliga (BOL), aufsteigen.
Abteilungsleiter Jürgen Seuß, als auch sein Nachfolger Harald Heimbucher forcierten in den letzten 20 Jahren mit ihren Jugendleitern sehr stark die Arbeit im Jugendbereich.
Durch die konsequente handballtechnische Ausbildung wurden immer wieder Spieler zu Auswahllehrgängen, bis zur Bayernauswahl, eingeladen. Denn gut ausgebildete Jugendliche waren und sind bis heute der Grundstein für regelmäßigen Nachwuchs im Männerbereich.
Vom Großfeld zum Kleinfeld
In den 60ern verlegte sich das Handballspiel vom Großfeld immer mehr auf das Kleinfeld in der Sommerrunde und die Hallenspiele während der Wintermonate. In dieser Zeit gab es im Verein auch noch nicht die strikte Trennung in den Ballsportarten. Da half doch bei Personalknappheit ein Handballer bei den Faustballern aus. Und umgekehrt spielte der Faustballer am Samstag Handball um zusätzlich Sonntags seinen eigentlichen Sport dem Faustballspiel nachzukommen.
Männermannschaft 1962
H.R:v.l.: Rudi Markel, Heinz Singer, Herbert Heubeck, Hermann Halbig,
Georg Feder, Klaus Ambrosius, Vorst. Emter
V.R.v.l.: Herrmann Walz, Hans Eckl, Herbert Backert, Siegfried Machner, Hugo Werner
Unter Trainer Heinz Fiebig konnte im Jahr 1968 der Aufstieg im Großfeld und in der Halle in die mittelfränkische Bezirksliga, die damals höchste fränkische Liga, erzielt werden. Nach einem einjährigen Intermezzo in dieser Spielklasse konnte ein "Durchmasch" bis in die B Klasse durch den Wechsel von wichtigen Akteuren zu höher spielenden Vereinen nicht verhindert werden.
Das Trio
Gut 20 Jahre beherrschte das Trio, nämlich der Ambos, Gerch und Metzger, die Handball-Sportarten Großfeld, Kleinfeld und Hallenspiel in jeder Beziehung. Die Drei waren ein verschworenes Team. Jeder kannte bereits im Ansatz die Aktionen des Anderen. Gefährlich wurde es für die Gegner wenn der Gerch seine Zunge weit herausstreckte. Dann flog innerhalb weniger Augenblicke die Lederkugel mit kanonenartiger Geschwindigkeit Richtung Tor. Abwehrspieler und vor allem Torhüter waren nicht gut beraten, sich derartigen Geschossen in den Weg zu stellen. Nicht die Wurfgewalt, sondern das filigrane Handballspiel zeichnete dagegen die anderen Beiden aus. Von welchen Akteuren hier die Rede ist, sollten alle Insider wissen. Für die anderen ist es nur ein winzig kleines Rätsel – oder?
Auf Erfolgskurs
Der Bau der vereinseigenen Halle sorgte für einen deutlichen Aufschwung nach vielen Jahren der beschränkten Trainingsmöglichkeiten. Die offizielle Einweihung für unsere Handballer war das Eröffnungsspiel unserer "Ersten" gegen den TSV 61 Zirndorf.
1978 wurden wir dann international und konnten eine kanadische Mannschaft, auf Vermittlung des damaligen Trainers Martin Thellmann, in unserer eigenen Halle willkommen heißen. Mit ihm fanden wir nach einer längeren Durststrecke endlich den für Eibach geeigneten Handballlehrer. Sowohl im Kleinfeld (Sommerrunde) als auch in der Halle konnte der Aufstieg in die A-Klasse erzielt werden. In den folgenden Jahren durchlebte die "Erste" ein Wechselbad der Gefühle – ein Auf und Ab zwischen der Kreisliga A und C, obwohl genug "Hungrige" in der "Zweiten" oder sogar in einer "Dritten" um einen möglichen Einsatz kämpften. Ab 1985 begann ein erneuter Versuch, mit verschiedenen Trainern endlich wieder höherklassig zu werden. Zum Beginn der Spielzeit 93/94 konnte die damalige Abteilungsleitung mit einiger Überredungskunst den bundesligaerfahrenen Trainer Viktor Kitza verpflichten. Auch er musste sich zwei Jahre gedulden bis die erste Hürde am Ende der Saison 95 mit dem Aufstieg in die Bezirksliga Mittelfranken genommen werden konnte. Dann der bisher größte Erfolg in der Geschichte der Eibacher Handballer: 1998 - Aufstieg in die Landesliga!
Zu diesem Zeitpunkt waren die Eibacher im Raum Nürnberg/Fürth/Schwabach die höchstspielende Mannschaft. Mit ihrem Coach Stefan Mittag und ihrem Team-Manager Thomas Kofler konnte sich die "Erste" seitdem im oberen Drittel der Liga festsetzen, natürlich mit dem längerfristigen Ziel, sich für höhere Aufgaben zu qualifizieren. Die alten und jungen Handballer drücken ihrer "Ersten" alle verfügbaren Daumen.
1. Männer 2002/2003 Landesliga
stehend v.l.: Trainer Stefan Mittag, Sebastian Wilfing, Peter John, Rainer Neumann,
Slawomir Donczyk, Andreas Helmsing, Thomas Warch
sitzend v.l.: Markus Ehler, Bernd Wätzold, Jens Hüller, Michael Kittler,
Christoph Knobloch, Alexander Schmidt
Auch die zweite Mannschaft konnte mit ihrem Trainer Thomas Arnold nach mehreren Anläufen 2002 den Aufstieg in die Bezirksoberliga erkämpfen. Dies ist natürlich vor allen Dingen für unsere Nachwuchsspieler, mit Ambitionen und Möglichkeiten für die "Erste", als Sprungbrett wichtig.
2. Männer 2002/2003 Bezirksoberliga
stehend v.l: Trainer Stefan Mittag, Matthias Staufer, Christoph Gebhardt, Markus Rohe,
Marcus Dölp, Harald Popp
sitzend v.l.: Robert Marr, Thomas Klein, Daniel Jindrich, Johannes Krach, Stefan Röhl, Klaus Flor
Handball-Allerlei
Um die höheren finanziellen Belastungen durch die Landesliga abdecken zu können, wurde im Juli 1999 der Förderverein "Handball im TV Eibach 03 e.V." gegründet.
Bei den Nürnberger Stadtmeisterschaften für Männermannschaften konnten wir immer ein ernstes Wörtchen mitreden. Mehrmals wurde die Stadtmeisterschaft auch nach Eibach geholt.
Obwohl es keine offiziellen Großfeldspiele mehr gibt, gibt es glücklicherweise immer noch Vereine, die einfach nicht von der lieben alten Tradition lassen können. So wurden unsere Oldies häufig nach Grafing eingeladen und haben da von 1984–87 hintereinander das Turnier gewinnen können. Mittlerweile wird in Eibach zur Kärwazeit von denen, die nicht nur wissen wie man Großfeld schreibt, sondern auch wie man dieses einteilt und streut, ein Großfeldturnier veranstaltet. Die nicht mehr aktiv spielen wollen oder können, unterstützen am Grill, am Ausschank und an der Kuchentheke die Vitalkraft der Spieler.
Großfeldmannschaft 1986
H.R:v.l.: Hans Arnold, Thomas Arnold, Walter Sander, Georg Feder, Peter Eisenbacher, Walter Staufer, Wolfgang Wolf, Helmut Pritschet, Harald Heimbucher
V.R.v.l.: Jürgen Seuß, Klaus Ambrosius, Dieter Raffel, Willi Schaller, Herbert Steinmetz
Einer der Meilensteine der Handballer war 1989 der Besuch einer Delegation in Israel, die auf Vermittlung von Helmut Ostertag zustande kam. Im Sommer 90 statteten die israelischen Sportfreunde einen Gegenbesuch in Eibach. ab. Private Unterbringung – somit auch persönliche Betreuung - Stadtführungen und natürlich sportliche Aktivitäten trugen viel zur Völkerverständigung bei.
Aktuelle Jugendarbeit
Die letzten Jahre waren für den Jugendbereich sehr erfolgreich. Viele Kinder und Jugendliche konnten für den TV Eibach 03 überzeugt werden. Deswegen vertreten zurzeit 17 Mannschaften im Jugend- und Kinderhandball die Farben des Vereins im Bezirk Mittelfranken und sogar auf Landesebene. Insbesondere soll hier der herausragende Erfolg der Trainer und Betreuer der männlichen Jugend erwähnt werden. So spielt die C1-Jugend in der neugegründeten Bayernliga, während die C2-Jugend den Sprung in die Klasse darunter, die Bezirksoberliga Mittelfranken, schaffte. Weiterhin konnte die weibliche C1-Jugend den Aufstieg in die zweithöchste Jugendklasse für Mädchen realisieren.
Allen – herzlichen Glückwunsch.
Ein großes Ziel haben wir in den letzten Monaten erreicht. In Nürnberg hat der TV Eibach 03 eine der größten, wenn nicht sogar die größte Handballabteilung. Im Bezirk Mittelfranken konnte dadurch im Jugendbereich ein Spitzenplatz und bayernweit ein Platz unter den Top Ten erreicht werden. Alle aktiven und passiven Handballer sowie Gönner der Abteilung sind darauf mächtig stolz!
Jugendarbeit bedeutet auch, mit vielen neuen Ideen die Jugendlichen für den Sport im Allgemeinen und natürlich hier speziell für das Handballspiel zu begeistern. Eine dieser Ideen ist Beachhandball. Hier konnte im Sommer 2002 unsere A-Jugend den bayerischen Meistertitel erringen.
Schon seit Jahren ist eine weitere Umsetzung von Ideen die Werbung an und die Zusammenarbeit mit den Schulen im näheren Einzugsgebiet von Eibach. Deshalb konnten in letzter Zeit, vor allem durch das Engagement von Jugendleiter Georg Völkel, mit der Dunantschule, der Adam-Kraft-Realschule und dem Sigmund-Schuckert-Gymnasium sogenannte Sportarbeitsgemeinschaften gegründet werden.
Ab Sommer 2000 wird regelmäßig ein Jugendturnier und Kinderspielfest veranstaltet. An solch einem Wochenende kommen die Kids neben Zelten, Nachtwanderung, Hüpfburg, Geschicklichkeitsspielen, Spaghetti-Essen sogar zum Handballspielen. 2002 waren 29 Mannschaften mit großem Eifer dabei.
Wer was leistet wird geehrt
Vom Hauptverein wird alljährlich der Robert-Eberhardt-Gedächtnispreis an eine(n) Jugendliche(n) für herausragende, sportliche Leistungen, bzw. vorbildliches Verhalten im Jugendbereich vergeben. Viele Handballer wurden bisher ausgezeichnet. Stellvertretend für alle waren die letzten Preisträger: Stefan Mittag (1990), Christian Henschke (1991), Matthias Heit (1994), Francesco Perrone (1996), Kerstin Ostertag und Matthias Staufer (1999), sowie Johannes Krach (2000).
Zum guten Schluss
Die Verfasser dieser "gerafften Chronik" bedanken sich für die Angaben und Erzählungen vor ihrer Zeit, speziell bei Willi Bloß, Hanns Fechter und den vielen anderen die was wussten, und bei unserem leider so früh verstorbenen Sportfreund Helmut Pritschet, der uns durch seine langjährige Pressearbeit ein privates, als auch für den TV03 angelegtes Handballarchiv hinterlassen hat.
Die Handballer gratulieren dem TV Eibach 03 zum 100-jährigen Jubiläum, bedanken sich als eine der sogenannten "alten Abteilungen" bei den Sportfreunden, die an der Spitze des Vereins und in verschiedenen Gremien jahrelang gute, ehrenamtliche Arbeit geleistet haben. Wir wünschen unseren TV 03, in dem wir uns sehr wohl fühlen, für die Zukunft alles erdenklich Gute und den heutigen Verantwortlichen viel Fingerspitzengefühl, sachliche, aber auch mutige Entscheidungen um das "Boot" auf richtigen Kurs zu halten.